Worms statt Nordsee – Nachtrag

Auch mehrere Wochen später sind wir immer noch mit den Gedanken bei den spannenden Tagesausflügen. Es war eine sehr prägende Erfahrung für uns Praktikantinnen so unterstützend mit anpacken zu können. Ach, bevor wir es vergessen: Wir heißen Annika und Lisa. Zurzeit gehen wir auf die Alice Eleonoren Schule und sind dabei, unseren Realschulabschluss mit dem Schwerpunkt Sozialwesen zu machen. Da die geplante  Fahrt von L:EA an die Nordsee (09.10-12.10.17) leider ausfallen musste, wurden wir gebeten, in unseren Schulferien zur Unterstützung dabei zu sein. Ansonsten wären die Tagesausflüge gar nicht so machbar gewesen wie sie dann wurden. Für uns kam es gar nicht in Frage Nein zu sagen, da es keine Option war, die anderen im Stich zu lassen.

Gleich am ersten Tag mussten wir feststellen, dass nicht jeder das nötige Verständnis oder eher gesagt, die nötige Geduld hat. Wir wurden am Ende der Führung durch die Tropfsteinhöhle  in Buchen mehr oder weniger aus dem Behinderten WC „freundlich raus komplimentiert“. Sprüche wie: “Wie lange kann das denn dauern?“,  oder herablassende Blicke waren nicht das Einzige, was wir über uns ergehen lassen mussten. Doch trotz allen Schwierigkeiten in der Höhle, die leider nicht ganz wie angegeben, rollstuhlgerecht war, konnten doch die meisten Klienten Höhle bis zu ihrem Ende bestaunen.

Die nächsten Tage hatten wir zum Glück nur positive Erfahrungen, wie zum Beispiel bei der Rundfahrt über den Main in Miltenberg.

In Worms hatten wir eine Rundführung zu „Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms“  mit einer Begleiterin und einer kostümierten Person gebucht. Da die komplette Führung für unsere Damen mit Rollator zu lang und zu anstrengend gewesen wäre(und natürlich auch für uns „Schieber“), änderten die beiden Führerinnen die Route so, dass wir mit wenig Anstrengung, aber vielen Eindrücke von dem Sehenswertesten zu  Luther erhalten konnten.

Auch in Lauresham  im Freilichtlabor bei Lorsch (8. Jahrhundert, zur Zeit Karls dem Großen nachempfunden und entsprechend nachgebaut) wurden wir, dank einer sehr kompetenten Mitarbeiterin, herumgeführt. Da wir eine Dame dabei hatten, die die mit dem Rollator unterwegs war, verzögerte sich die Zeitplanung. Aber auch dafür hatte die  Mitarbeiterin Verständnis.

Auch nach dieser Woche bereuen wir nicht, dass wir unsere Ferien dafür geopfert haben, sondern sind eher überrascht von uns selbst, dass wir über uns hinaus gewachsen sind und ein fester Teil des Teams wurden. Die positive Rückmeldung und die Anerkennung der Gruppe stärkte natürlich auch unser Selbstbewusstsein. Uns überkam ein großes Gefühl an Stolz da dank uns ,alle Ausflüge reibungslos geklappt haben.

Über die Dauer unseres Praktikums arbeiten wir mit drei Klienten eng zusammen. Wir finden es sehr bewundernswert, zu beobachten wie sie trotz Handicap den Alltag selbstständig meistern.

Da wir vorher keinen Kontakt mit Menschen mit Körperbehinderungen hatten, starteten wir in das Praktikum komplett ohne Erfahrungen. Anfangs war es etwas schwierig für uns, da wir keine Vorstellungen von den verschiedenen Erkrankungen hatten. Man möchte ja jedes mögliche Fettnäpfchen vermeiden! Da die meisten sehr stolz auf ihre Selbstständigkeit sind, war der richtige Zeitpunkt um Hilfe anzubieten nicht so leicht zu erkennen. Es bestand ja auch keine Vertrautheit nach dem ersten Mal sehen. Wahrscheinlich ist es deshalb auch noch mal schwerer, Hilfe anzunehmen.

Wir finden es beachtlich, dass wir trotz einer gewissen Fremdheit inzwischen Vertrauen spüren. Da man sich von Woche zu Woche immer besser kennenlernte, wuchs eben auch das gegenseitige Vertrauen. Wir haben den Eindruck, es wird  immer noch etwas größer.

Lisa und Annika

 

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