Darmstädter Verein fördert körperbehinderte Erwachsene in ihrer Selbstständigkeit

Geschäftsführerin Jutta Pielert im Gespräch mit Uschi Geiling in der Zeitschrift Mathilde, Ausgabe Nr. 132 – 2015 .

lea-artikel-mathilde_2014

 

Geschäftsführerin Jutta Pielert hat drei erwachsene Kinder, davon zwei mit körperlichen Handicaps, die selbstständig wohnen. Sie hat Religions Pädagogik und Pädagogik studiert und führt eine Praxis für Lerntherapie. Sie ist Ideengeberin und Gründungsmitglied der Comenius Schule in Darmstadt. Auch die Initiative, einen Verein zur
Begieitung von körperbehinderten Erwachsenen zu gründen, hat sie zusammen mit
den Soziaipädagoginnen Rita Sader und Sabine Peter angestoßen. Diese hatten
bereits Erfahrungen in der Betreuung von Körperbehinderten. Gemeinsam ist ihnen
das Wissen: Körperbehinderte haben keine Lobby und wollen trotzdem selbstbestimmt in
eigenen Wohnungen leben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.“ Der Name
LEA ist übrigens eine Reminiszenz an Jutta Pielerts körperbehinderte Tochter Lea.

Interview.

MATHILDE: Welche Ziele hat der verein, an welchen Personenkreis richtet er sich?
Jutta Pielert: Der kleine, aber mit sechs Mitarbeiterinnen bis auf eine Kollegin, alles ausgebildete Heilpädagoginnen,
Sozial-, und Arbeits-Erzieher ausgestattete Verein richtet sich vorrangig an Körperbehinderte, die entweder Empfänger
von Grundsicherungen der Sozialkasse der Stadt Darmstadt oder des Kreises Darmstadt-Dieburg sind oder aber eine
Erwerbsminderungsrente oder kleine Renten beziehen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, dann kann der Verein
Unterstützungen anbieten, um so Körperbehinderten ein selbstständiges Wohnen zu ermöglichen. Der Hilfebedarf
ist verschieden und muss daher individuell abgesprochen werden: er ist von der jeweiligen Behinderung der Klientinnen und Klienten
abhängig. Das kann zum Beispiel heißen, Formulare ausfüllen zu helfen oder Schriftstücke aufzusetzen. Es kann aber
auch bedeuten, Arztbesuche zu begleiten oder beim Erhalt von Sozialkontakten zu helfen. Auch eine Tagesstruktur zu
gestalten. ist ein wichtiges Thema für Menschen ohne Beruf!
MATHILDE: von welchen Erwartungen
ist der Verein ausgegangen?
Jutta Pielert: Wir dachten, es melden sich vor-
wiegend Menschen mit Körperbehinderung von Geburt an. Doch unsere Klient!
innen – anders als erwartet- haben ihre
Handicaps als Erwachsene erworben. Es
sind Krankheiten oder körperliche Behinderungen wie Schlaganfall, MS, Parkinson oder auch Huntingtinsche Krankheit. Das heißt, unsere Klientinnen und Klienten sind alle etwa 40 Jahre und älter und erleben in der Regel eine schleichende Verschlechterung ihrer Situation.
allenfalls einen Stillstand ihrer Behinderung.
MATHILDE: Wie sieht die Betreuung in
der Praxis aus?
Jutta Pielert Für die Begleitung der Körperbehinderten benötigen die Kolleginnen
von LEA eine besondere Kompetenz. Sie
müssen sich auf eine Entschleunigung
ihrer eigenen Handlungsweise einstellen
und viel Einfühlungsvermögen. Empathie, mitbringen, damit jeder Klient und jede
Klientin so selbstbestimmt wie möglich, den Lebensablauf gestalten kann. Der Verein ist hier Organisator zum Beispiel von hauswirtschaftlicher Hilfe, geregeltem Mittagstisch und Unterstützer bei alltäglichen Bankgeschäften.
MATHILDE: Welche Freizeitgestaltungen
bietet der Verein?
Jutta Pielert Der Verein bietet Sommer- und
Winterspiele an. im Sommer treffen sich
Klientınnen und Kolleginnen zum Boulespiel, das auch vom Rollstuhl aus möglich ist. im Winter sind Gesellschaftsspiele in der Geschäftsstelle vorgesehen. Mit
dazu gehört immer der Kaffeeklatsch. individuelle Programme wie Besuche von
Konzerten, Kino oder Restaurants sind mit Begleitung ebenfalls möglich.