Story

Frau L. erlitt 2007 einen Hirninfarkt. Als Folge des Kleinhirninfarktes hinkt sie noch leicht und ihre linke Hand kann wenig festhalten. Wird die zu sehr angestrengt, fängt diese Hand an übermäßig zu zittern, und ihr fallen die Dinge aus der Hand. Festes Schuhwerk braucht Frau L. auch! Sie trägt keine feinen, schicken Sandalen mehr, ein  Absatz wäre viel zu gefährlich, da gibt es keine Sicherheit mehr für den Stand.

Ihre Krankheit hat aber nicht nur körperliche Auswirkungen. Frau L. fällt es  schwer, Dinge und Termine zu behalten. „Manchmal ist auch das Lesen schwer, nein eigentlich nicht das Lesen. Ich frage mich, was habe ich da gerade gelesen? Und weil ich nicht mehr weiß, was ich gelesen habe, verstehe ich es auch nicht“.

Und weil das so ist, lebt sie viel zurückgezogener, denn sie fühlt sich von ihren Mitmenschen oft beobachtet und verurteilt. Durch die Beeinträchtigungen in Arm und Hand hat sie das Gefühl, dass dieser Arm nicht mehr zu ihr gehört und sie deshalb von fremden Leuten als andersartig angesehen wird.

Einen Arbeitstag zu bewältigen, das funktioniert auch nicht mehr, so sehr sie es sich gewünscht hatte. Nachdem sie es noch einmal ausprobiert hatte, sah sie nach zwei Wochen ein: „Das kostet zu viel Kraft. Aus Angst, die Arbeit nicht schaffen zu können, machte ich mir nachts Sorgen, konnte vor Anspannung und Aufregung kaum schlafen, bekam Angst, dass darüber mein Blutdruck steigt und ich wieder einen Hirninfarkt bekomme!“

Frau L. erzählt,  dass sie seit der Krankheit mehr und gerne lacht, was sie früher nicht konnte. Sie selbst erlebt diese Ausgelassenheit zwar auch als gewissen Selbstschutz, aber „dennoch“, fügt Frau L. dann schmunzelnd hinzu „macht Lachen auch ganz viel Spaß!“ Durch den Umzug in eine kleinere und fast ebenerdige Wohnung konnte sie ein neues Hobby entwickeln: das Gärtnern!  Denn zur Wohnung gehört ein kleines Gärtchen hinter dem Haus. Hier hat Frau L. einen entspannenden Ausgleich für den sie oft anstrengenden Alltag finden können. Wenn die Blumen abends gegossen sind, kann sie ihr Beet vom kleinen Balkon aus genießen! „Ich bin eigentlich immer draußen und schaue mir die Blumen und Pflanzen an!“

Gut findet sie, dass regelmäßig MitarbeiterInnen von L:EA kommen. Sie kann sich aussprechen, kann sagen, wovor sie Angst hat und sich vergewissern, ob sie „alles richtig gemacht“ hat.  Engen Verwandten erzählte sie glücklich: „Endlich mal jemand, der nur wegen mir da ist.“

In gemeinsamen Gesprächen überlegt sie mit den MitarbeiterInnen, was für sie notwendig und wichtig ist. In einer Woche ist es der Arztbesuch mit Begleitung: „Manchmal bin ich nicht sicher, ob ich den Arzt richtig verstanden habe“. In einer anderen Woche kann es die Hilfe beim Einkauf sein: “Die Flaschen oder das Waschpulver von unten, da wo der Supermarkt ist,  nach oben zur Wohnung  mit dem Einkaufswagen zu ziehen, bedeutet für mich, dass ich  schweißgebadet ankomme.“ – Für die kleineren Einkäufe hat sie zusammen mit einer Mitarbeiterin den Einkaufswagen wieder repariert. Denn ganz allein hätte sie mit der beeinträchtigten linken Hand die Reparatur nicht schaffen können.

Frau L. sagt von sich, dass ihr das Ordnunghalten ihrer Papiere  auch schwer fällt. Auch das kann sie zusammen mit einer Mitarbeiterin erledigen. Und dann gibt es da noch einen Kleinkredit. Er stammt aus der Zeit vor dem Infarkt, als sie ihn noch regelmäßig abzahlen konnte. Hier klärt sie gemeinsam mit MitarbeiterInnen von L:EA, wie eine Lösung z.B. zusammen mit einer Schuldnerberatung aussehen kann.

Was außer diesen Dingen noch geplant ist: „Wir gehen mal ins Fürstenlager (wunderschöner Landschaftspark). Da war ich schon so lange nicht mehr. Früher bin ich dort immer mit dem Fahrrad hingefahren, habe mich ins Gras gesetzt und gelesen!“ Und in Z. die Eisdiele besuchen müssen wir auch noch!“

Inzwischen hat sie Anschluss an eine Selbsthilfegruppegefunden, in die sie sofort aufgenommen wurde und nun vielmehr unter Menschen mit gleichen Erfahrungen kommt. Gemeinsam wird viel unternommen. Allerdings war zum ersten Besuch eine Mitarbeiterin von L:EA dabei: „ Wo muss ich aussteigen und wie finde ich den Treffpunkt“?-  Nun sind diese Fragen geklärt und Frau L.  findet alles wieder selber.

Als Bezieherin einer kleinen Rente mit Zuschuss aus der Grundsicherung kann sie bei der TAFEL ein kaufen. Hier hat sie mit Absprache inzwischen den Weg dorthin organisiert. Auch das hätte sie sich noch vor wenigen Monaten niemals zugetraut.

Mal sehen, welche Anforderungen des alltäglichen Lebens Frau L. noch schaffen wird. Und wahrscheinlich werden die Mitarbeiter des Vereins sie noch  lange Zeit begleiten dürfen.


Endlich geschafft!

Hier in diesem Haus beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich & Scupo.
Auch der Graupapagei ist mit umgezogen.
Wir werden noch eine Weile aus, bzw. mit Kartons leben müssen, doch es
geht voran. Alles fügt sich.
Es gibt viel anzupacken und zu regeln, das Umfeld zu erkunden,
Hausbewohner kennenzulernen, die „Gassistrecke“ zu „beschnüffeln“ und und
und …………

Alles neu, spannend und erlebnisreich!

Ihre/ Eure jetzt Frau H. aus P.

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