Fortbildung – Neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen – wo entstehen sie und wie wirken sie sich aus?

An zwei Abenden informierte uns Frau Dr. Jürgensen über neurologische Erkrankungen und deren Auswirkungen. Dabei ging es vorrangig um Erkrankungen, die unsere Klienten betreffen, z.B. Schlaganfälle. Aber auch das große Thema „Spastik“, das zu vielen körperlichen Behinderungen als Symptom bzw. Folge gehört, wurde bearbeitet.


Unsere erste interne Fortbildung fand am 19.05.2011 in Darmstadt -Arheilgen im Muckerhaus statt:

„Alltagsbewältigung bei neurologischen Erkrankungen“

Diese Fortbildung wurde von Frau Christa Ullmann, Physiotherapeutin und sehr erfahren in der Arbeit mit körperbehinderten Menschen geleitet.

Sie berichtete zur Alltagsbewältigung und Körperbehinderung unter neurologisch-orthopädischen Aspekt. Ziel war es, den Mitarbeitern von L:EA zu einem besseren Verständnis zu verhelfen, damit sie im richtigen Moment die richtige Unterstützung geben können. Hilfreich waren folgende Fragen und ihre Beantwortung bzw. der Austausch im an den Vortrag stattgefundenen gemeinsamen Gespräch:

  • Wie sieht es im Gehirn aus?
  • Wie ist die Bewegung organisiert?
  • Wo will ich hin?
  • Was brauche ich?
  • Wen brauche ich (vielleicht)?

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Durch neurologische Erkrankungen, sei es Schlaganfall/Hirninfarkt, Multiple Sklerose und Parkinson kommt es auch zu Gehirnschädigungen. Häufig sind Lösungsstrategien nicht mehr abrufbar, es herrscht „Bewegungs-Chaos. Bewegung ist hier sehr umfassend gemeint und beinhaltet in diesem Fall außer der eigentlichen (Fort)bewegung des Körpers auch das Sprechen, das Sehen, das Denken und das Hören.

  • Bei MS z.B. kann erschwerend hinzu kommen, dass die Augen nicht mehr mittig fokussieren können, oder aber der schwarz-weiß Kontrast beim Sehen nicht mehr richtig funktioniert. Auch das erschwert Bewegung. So können hier beim Lesen farbige Folien das Lesen erleichtern.
  • Bei einem Schlaganfall lohnt es sich, die ersten drei Finger der gelähmten Hand zu stimulieren, da das Sprachzentrum im Gehirn gleich nebenan sitzt. Eine Fingerstimulanz stimuliert Sprache. Letztlich sollte man wegen des Ausgleichs der Meridiane als Physiotherapeut immer wieder mit beiden Körperhälften arbeiten
  • Eine Verletzung des Gehirns führt häufig zur Verlangsamung des Denkens. Denn die bisher genutzten neurologischen Verbindungen sind u. U. nicht mehr vorhanden. Neue Verbindungen müssen geknüpft werden. Bis dahin ist mit einer verstärkten Vergesslichkeit zu rechnen. Das kann auch dazu führen, dass komplexe Sachverhalte nicht mehr verstanden werden können oder es zur Unfähigkeit kommt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Folge davon ist eine verminderte Eigeninitiative oder wie es eine Klientin ausdrückt: „Die MS-Lethargie“.
  • Bei Aphasien sollte man bei Wortfindungsstörungen an die ehemalige Berufsausübung anknüpfen. Bei Wortwiederholungen ggf. unterbrechen (warum noch mal?) MS- Erkrankte haben häufig eine verwaschene Sprache. Hier ist die Reizleitung dabei sich zu zerstören.
  • Häufig muss der Erkrankte seinen Alltag neu organisieren. Für die Mitarbeiter ist es wichtig, vom Betroffenen oder von Angehörigen zu erfahren wie der erkrankte Mensch bis zu seiner Erkrankung organisiert war. Nur so kann an seine Alltagserfahrungen angeknüpft werden. Einzuplanen ist immer wieder: Zeit. Klar ist auch, dass für jede „Bewegung“, sei es Denken, Sprechen und körperliche Bewegung auch mehr Energie aufgewandt werden muss.

Wichtig ist es, substituierende Hilfsmittel zu verwenden:

  • bei Aphasikern melodisch sprechen,
  • unbedingt auf Flüssigkeitsmenge achten,
  • eigene Erwartungen an den Klienten auf Grund des veränderten Zeit- und Energiebudgets verringern,
  • Zu akzeptieren, dass ein Ziel für den Klienten nur dann wichtig ist, wenn es speziell ihm von Nutzen ist. Um diese Dinge bewusst zu machen, ist zusätzlich zu einem IHP (Integrierten Hilfeplan) die – immer wieder einmal – gemeinsame Niederschrift von Zwischenzielen, die durchaus auch nur Tagesziele oder Wochenziele sein dürfen.

 

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Im letzten Teil des Abends bekamen wir einen Einblick in wichtige und zum Teil schnell zu besorgende oder selbstherstellbare Hilfsmittel, die den Alltag des jeweiligen Klienten erleichtern können. Dieser praktische Teil war für uns als Mitarbeiter auch sehr hilfreich, weil wir die gezeigten Anregungen an Klienten weitergeben können.

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